Da wir uns gegenseitig zu Weihnachten nichts schenken, hatten wir Karten für ein besonderes Event am 6. Januar 2017 bestellt. Am vergangenen Freitag war es soweit, und was soll ich sagen: Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. So viel, dass das Essen fast in den Hintergrund geraten ist.
Viele haben bestimmt schon vom Krimidinner gehört, wo meist ein „Mord“ geschieht und die Gäste bei der Suche nach dem Mörder helfen. Bei dem KrimiQUIZdinner steht tatsächlich das Rätseln im Vordergrund – und zwar im Team; bestenfalls mit völlig unbekannten Mitstreitern.
Erfunden haben das ganze Markus von Hagen und Christoph Gilsbach und zwar im Zusammenhang mit der Biennale Mord am Hellweg, Europas größtem internationalen Krimi-Festival. Das Krimiquizdinner gibt es inzwischen in sechs verschiedenen Varianten, z. B. Mord und Totschlag in der Bibel, … im Märchen, Gangsterfilme der 50er.
Unsere Variante, die sechste, steht noch nicht in der Liste, deshalb hier ein kurzes Zitat:
Für alle heimlichen Wilsbergs, Sherlocks & Miss Marples! Hier sind Sie gefragt! Kriminologisches Wissen paart sich mit einer Mischung aus Show, Quiz, Pantomime und Interaktivem – eingewoben in ein erstklassiges Dinner!
Auf Herz und Nieren geprüft durch “Mord am Hellweg” und in der Stadthalle Soest mehrfach ausverkauft. Die sechste Veranstaltung in Folge, immer zum Jahresbeginn, immer mit aktuellem Programm. Im KrimiQuizDinner VI werden die Klänge des Verbrechens gesucht, frei nach dem Motto „Die Geige des Sherlock Holmes“.
Neben dem Pantomimen Christoph Gilsbach und dem Moderator Markus von Hagen ist diesmal auch der Musiker und Entertainer Christoph Alexander mit dabei, der eine neue Klangfarbe in die Welt der Kriminologie bringt.
Wie oft wird nicht der Mann am Klavier erschossen, die Mordwaffe im Cellokasten verborgen, die Leiche im Orgelprospekt versteckt? Ermittler, Täter und ganze Krimiserien haben ihre Melodie, und manchmal steht auch im Mittelpunkt einer spannenden Geschichte ein geheimnisvolles Instrument.
So wird dieses Krimi-Quiz-Dinner für Sie nicht nur zu einem kulinarischen Genuss, sondern auch zu einer kriminologischen Herausforderung, bei der Sie einen Preis gewinnen können, wenn Sie scharf nachdenken, gut beobachten und aufmerksam zuhören.
Es ging also im weitesten Sinne um Musik im Krimi: Instrumente, wie z. B. die berühmte Violine des Sherlock Holmes oder bekannte Melodien von Fernsehkrimis oder Gangsterfilmen.
Zunächst gab es im Foyer des Obergeschosses einen kleinen Sektempfang, dann durften wir in die Halle und an unserem Tisch Platz nehmen. Zugegebenermaßen hatte dieser Raum nicht viel Gemütlichkeit zu bieten, aber zumindest gab es 16 schön eingedeckte Tische à 10 Personen. Der GöGa und ich bildeten mit vier weiteren, uns völlig unbekannten Pärchen das Team Handgranate (jeder Tisch war nach einem Mordwerkzeug benannt: Giftspritze, Beil, Pistole etc.).
Auf dem Tisch lagen allerlei Zettel und Papiere, die zunächst von allen etwas misstrauisch beäugt wurden.
Das wichtigste Schriftstück ganz am Anfang war zunächst die Speisekarte:
Das klang ja schon mal vielversprechend. Bald kamen die Servicekräfte und nahmen die Bestellungen auf.
Als der Moderator Markus von Hagen uns dann begrüßte und den Ablauf erklärte, war klar, dass wir die Aufgaben auf den Zetteln als Team zu lösen hätten. Und schon fingen wir an zu knobeln und zu puzzeln.
Ziemlich zügig wurde die Vorspeise aufgetragen:
Die Schnittlauchterrine war sehr gut und auch der Paprikaschaum war sehr fein, der Paprikageschmack kam sehr gut durch.
Man hätte sich ein bisschen Brot dazu wünschen können, aber insgesamt ein gelungener Start in den kulinarischen Abend.
Nachdem die Teller abgetragen waren, ging es erst einmal zum gemütlichen Teil über, nämlich zum Fernsehabend auf dem Sofa. Der Pantomime Christoph Gerlich zappte sich durch die Programme, bekam sogar – imaginären – Damenbesuch, aber unsere Aufgabe war es, die Melodien, die abgespielt wurden, zu erkennen. Aus einer Vielzahl sollten 16 Krimimelodien im weitesten Sinne aufgeschrieben werden. Dank Jürgen, der Shazam mitlaufen ließ und mir, die im Internet recherchierte, hatten wir bis auf eine Melodie, die ich zwar sofort erkannt hatte (In der Halle des Bergkönigs aus der Peer Gynt-Suite von Edvard Grieg), der wir aber keinen passenden Krimi zuordnen konnten, alle richtig.
Ein Tangram aus dem ein Klavier zu legen war (Bravo an den GöGa, der ratzfatz die Lösung hatte), gehörte ebenso zu unseren Aufgaben wie Fragen aus Krimiauszügen, in denen es um Musikinstrumente ging beantwortet werden. Ein kleines Instrument, das man aus der Jackentasche ziehen konnte. Die Köpfe rauchten, ich sagte Piccoloflöte – ja passt!
Ah, die Suppe. Was stören sie uns jetzt mit so profanen Dingen wie Essen?
Die Kartoffelsuppe war ein reines Vergnügen.
Sie war, wie angekündigt rahmig, aber doch leicht. Der zwiebelige Geschmack des Frühlingslauches war für mich, die ich ja nicht so gerne rohe Zwiebeln esse, gerade noch angenehm und die beiden Ravioli, die ich so eher in einer klaren Suppe erwartet hätte, waren ebenfalls sehr gut gemacht.
Jetzt aber weg mit den leeren Schalen, damit der Tisch uns wieder ganz zur Verfügung stand. Besonders kniffelig war dieses Knobelrätsel, das am Schluss aber auch durch Thorsten und Martina bis auf zwei korrekte Zuordnungen gelöst wurde.
Vielleicht möchte sich mal jemand daran versuchen?
Mit einem Klick auf das Bild kann man es vergrößern.
Dann lagen zwei Notenblätter mit insgesamt sechs Krimimelodien auf dem Tisch, die es zu erkennen galt. Wie gut, dass wir mit Anja eine versierte Notenleserin und -summerin in unseren Reihen hatten. Ich darf sagen, dass ich nicht unwesentlich zum Erkennen der Melodien beigetragen habe. Zwei waren sehr schnell gefunden, der Rest war etwas kniffliger. Aber am Schluss hatten wir alles gelöst, auch, weil Martina die Noten ihrem Bruder, wenn ich das richtig verstanden hatte, gemailt und dieser sie dann vom Blatt gepfiffen und als Tondatei zurück geschickt hatte.
Zwischen Suppe und Hauptgang kam dann das zweite Bühnenspiel: Das Phantom der Oper
Leider habe ich den Namen des Tenors vergessen… jedenfalls erzählte uns der Moderator, dass in den Katakomben des Opernhauses ein Mörder auf den Tenor wartete und wir ihn durch frenetischen Applaus und Zugaberufen auf der Bühne zu halten hätten.
Gesungen wurden dann „Va pensiero“ aus Giuseppe Verdis Oper Nabucco, der Titel „Caruso“ von Lucio Dalla – dank meiner geringfügigen Italienischkenntnissen konnte ich den Titel im Internet recherchieren – und ein Musicalstück… Hmm… ratloses Umherblicken.
Internet bemüht, eine Textzeile eingegeben und heraus kam der Titel „Unstillbare Gier“ aus „Tanz der Vampire“.
Jetzt wäre es ja zu einfach gewesen, dass wir nur die Melodien hätten aufschreiben müssen. Nein, wir hatten zwischenzeitlich einen Fragebogen bekommen:
Wie heißt der König, nach dem die Oper aus dem ersten Stück benannt ist? – Falls das Musikstück bzw. der Name der Oper bekannt war, war’s einfach.
Welchem Zweig der italienischer Mafia wäre die Person, um die es im zweiten Stück ging, fast zum Opfer gefallen? – Wusste man den Titel des Liedes nicht, hatte man schon schlechte Karten. Caruso bei Wikipedia gesucht, den Absatz über sein Leben gescannt und die Antwort war klar.
Wie ist der Name des Grafens aus dem Musical? – Vampire… na, Dracula ist doch einfach. Zum Glück habe ich vorsichtshalber auch noch mal Wikipedia bemüht und die wirkliche Lösung gefunden.
Der Hauptgang wurde aufgetragen:
Ich muss sagen, er fiel im Gegensatz zu Vorspeise und Suppe deutlich ab. Die Anrichteweise fand ich suboptimal, so einfach alles auf den Teller geklatscht: Die Rahmsauce der Kohlrabi vermischte sich mit der Portweinsauce, bei der wohl die geschlossene Flasche einmal über den Saucentopf gehalten wurde.
Die Hähnchenbrust hätte man auch tranchieren können und leicht trocken war sie zudem. Echt schade…
Jetzt noch schnell die letzten Aufgaben lösen, denn zwischen Hauptgang und Dessert wurden die Lösungszettel eingesammelt.
Nachdem das geschehen war, wurde wiederum recht zügig das Dessert serviert:
Dieses gab dem Menü noch mal den Twist nach oben. Auch wenn die Kruste auf der Crème brûlée nicht wirklich knusprig war, war der Kaffeegeschmack sensationell. Die weiße Schokoladenmousse hat mir ebenfalls geschmeckt, obwohl ich weiße Schokolade eigentlich nicht mag. Diese war nicht zu quietschsüß und harmonierte wunderbar mit dem fruchtigen Holunderbeerspiegel.
Und die Anrichteweise machte einem Dinner wieder alle Ehre.
Während die Lösungszettel der einzelnen Teams im Hintergrund ausgezählt wurden, gab es noch eine kleine Showeinlage: Markus von Hagen sprach jemanden an einem der vorderen Tische an, ob er musikalische sei… Achtung, Falle! Nie, wie Markus aus Arnsberg es getan hat, mit „nein“ antworten. Natürlich war er dann genau der richtige für den nächsten Programmpunkt! Er wurde auf und hinter die Bühne gebeten, von wo er kurz später mit dem namenlosen Sänger (vielleicht fällt er mir noch mal ein) als Blues Brothers verkleidet auf der Bühne erschien. Mit „Everybody needs somebody (to love)“ rockten sie den Saal – zumindest bei den „Mittelalterlichen“ wie dem GöGa und mir.
Zwischendrin kam Markus von Hagen an unseren Tisch und bat unsere Vor- und Nachnamen leserlich auf einen Zettel zu schreiben. Hm?
Markus aus Arnsberg und der Sänger waren mittlerweile zu „Rockin‘ all over the World“ von Status Quo übergegangen, wofür Markus eine lustige Glitzerperücke übergestülpt und eine aufblasbare Gitarre in die Hand gedrückt bekam. Ich muss sagen, er legte als Luftgitarrenspieler einen durchaus respektablen Auftritt hin.
Zum Schluss sang unser Sänger noch das Lied“ Volare“, bei dem wir wieder mitgrölen durften.
Und dann, Trommelwirbel, war es so weit. Die Siegerehrung begann und der Dritte, das Team Giftspritze wurde auf die Bühne gebeten. Zweite wurde das Team Beil.
Und jetzt zum Sieger des heutigen Abends… den ersten Platz belegt Teeeeeam…. HANDGRANATE…
Hey, das waren ja wir! Wir hatten gewonnen! Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet, und ich glaube, die anderen waren nicht minder erstaunt.
Wir wurden von Sherlock Holmes höchstpersönlich auf die Bühne geholt, es wurde „We are the Champions“ – ja, was denn bitte sonst?! – für uns gespielt und wir bekamen dann von Mr. Holmes unsere Urkunden
überreicht. – Jetzt hatte auch der GöGa kapiert, warum wir unsere Namen aufschreiben sollten. -Dann bekam jeder noch ein Buch – natürlich einen Krimi – geschenkt. Meines ist Purpurland von Horst Eckert. Gut, dass ich weder Autor noch Titel kenne, denn es gab auch Bücher von Martha Grimes, Donna Leon oder Minette Walters zu gewinnen, die ich mit größter Wahrscheinlichkeit schon kenne.
Später kam Herr von Hagen noch mal an unseren Tisch und teilte uns mit, dass wir mit Abstand die besten gewesen seien – also weit vor dem zweiten Gewinnerteam. Das hat uns dann noch mal doppelt „euphorisiert“…
Es war ein rundum gelungener Abend mit gutem Essen (kleiner Abzug in der B-Note beim Hauptgang), netten Leuten, die ein großartiges Team Handgranate gebildet hatte und der Sieg war da nur noch das Tüpfelchen auf dem i.
Falls das Krimiquizdinner mit einer anderen Show dieses oder auch nächstes Jahr wieder nach Soest kommt, würde ich sofort wieder dabei sein wollen.
Hier gibt’s noch den Zettel mir den Lösungen. War also erwägt, ebenfalls einmal so eine Veranstaltung zu besuchen, sollte jetzt nicht weiterscrollen!
Übrigens: Das Stück aus der Peer Gynt-Suite gehörte zu M – eine Stadt sucht einen Mörder von Fritz Lang aus dem Jahr 1931.
Viel Spaß mit Purpurland!
Herzliche Grüße
Horst Eckert
Vielen Dank. Ich bin schon ganz gespannt.
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