
Das Brot meiner Kindheit. Was habe ich es geliebt, wenn ich zum nahe gelegenen Bäcker geschickt wurde, um ein großes Doppelback zu kaufen. Meistens war es noch warm und frisch und gerade am Knapp, wie wir in Westfalen die beiden Endstücke des Brotes nennen, herrlich knusprig. Wenn ich zu Hause ankam, pflegte mein Opa immer zu fragen, ob der Bäcker wohl Mäuse in der Backstube habe, denn regelmäßig hatte der Knapp an den Ecken Löcher. Komisch aber auch!
Irgendwann verschwanden sowohl der Bäcker als auch das Brot. Auch ich fand’s irgendwann langweilig und tendierte zu Körnerbrot, bei dem ich im Rückblick vermute, dass es sich um eingefärbtes Mehl mit ein paar „reingeschossenen“ Körnern und kein – wie es suggeriert werden sollte – wertvolles Vollkornbrot handelte. Das ist übrigens bis heute nicht besser geworden, wie Ihr hier (Sebasitan Lege verkauft falsche Vollkonrbrötchen) eindrucksvoll gezeigt bekommt.
Und irgendwie ist das Doppelback dann auch in meiner Küche in Vergessenheit geraten.
Als Sylvia von Brotwein ihre Foodblogger-Aktion Deutsche Küche startete, in der sie mit uns von Bundesland zu Bundesland reist, war mir klar, dass ich mich für den Abstecher nach Nordrhein-Westfalen unbedingt selber an das gute alte Doppelback würde wagen müssen!
Da es im September nun nach ersten Abstechern nach Bayern und Berlin in mein Heimatbundesland geht, habe ich nach einem passenden Rezept gesucht, das ich bei Ketex – Der Hobbybrotbäcker fand.
Leider waren die beiden in der Zutatenliste erwähnten Malzsorten im Kaff nicht zu kriegen und bevor ich wieder lange rumeierte, wie bei der Suche nach Schinkenknochen für die Berliner Erbsensuppe, bestellte ich gleich kurzerhand im Ketex-Shop.
Die Links zum Bestellen lasse ich Euch vorsichtshalber in der Zutatenliste stehen.
Ich möchte noch einmal explizit erwähnen, dass mir keinerlei Vorteile aus der Erwähnung, dass Bestellung und Lieferung reibungslos verliefen, entstanden sind!
Nach Erhalt der Malzsorten machte ich mich auch gleich zügig ans Werk.
Zutaten für ein Doppelback von ca. 970 g Gewicht:
Für den Sauerteig:
- 130 g Bio-Roggen, fein gemahlen
- 130 g Wasser
- 13 g Roggenanstellgut
Für den Hauptteig:
- Sauerteig
- 110 g BIO-Roggen, fein gemahlen
- 465 g BIO-Weizen, fein gemahlen
- 325 g Wasser
- 13 g Salz
- 10 g Frischhefe
- 8 g Roggenmalz
- 5 g (= 1 TL) flüssiges Backmalz
Zubereitung:
Für den Sauerteig alle Zutaten gut vermischen und 16 – 18 Stunden bei Raumtemperatur (besser 26 °C reifen lassen).
Für den Hauptteig alle Zutaten in die Schüssel einer Küchenmaschine (bei mir wie immer die treue Brunhild) geben und 7 Minuten verrühren. Anschließend 30 Minuten ruhen lassen, herausnehmen und auf der bemehlten Arbeitsplatte zunächst rund wirken und dann so länglich zusammenstoßen, dass der Teig in eine gut gefettete Kastenform passt.
Den Teig zur Gare stellen, d. h. den Teig aufgehen lassen, bis er den Rand der Form erreicht hat. Jetzt 15 Minuten bei 250 °C Ober-/Unterhitze anbacken und dann 45 Minuten bei 180 °C weiterbacken.
Aus der Form nehmen und auf dem Rost oder einem Blech noch einmal 20 Minuten bei 180 °C Umluft backen.

Ein weiteres typisches Brot aus Westfalen, genauer gesagt aus meiner Heimatstadt Soest ist das Pumpernickel, das in der 1570 von Jörgen Haverland gegründeten Bäckerei entstanden ist. Damit ist Haverland in Soest die älteste Pumpernickelbäckerei der Welt.
Welche Bedeutung das Pumpernickel für Soest hat, sieht man an einem speziellen Kirchenfenster in der Kirche Maria zur Wiese, kurz Wiesenkirche genannt. Dort wird das Westfälische Abendmahl gezeigt, bei dem Jesus und seine Jünger bei Schweinskopf, Schinken, Pumpernickel und Bier sitzen.

Mein Versuch, einmal ein Pumpernickel zu backen, ist leider kläglich gescheitert und läuft deshalb eindeutig unter Irrungen und Wirrungen. Das isländische Roggenbrot aus der Dose ist allerdings unserem Pumpernickel nicht unähnlich und das ist mir wirklich gut gelungen.
Rezepte aus NRW, die schon vor dem Event im Blog waren:
- Pumpernickel – wenn auch grandios misslungen
- Westfälische Götterspeise
- Reibekuchen nach dem Originalrezept eines Soester Schaustellers
- Himmel und Erde – kennt man im Rheinland wie in Westfalen
- Grünkohl mit lippischer Kohlwurst – hier muss man viel scrollen oder auch lesen bis zum Rezept
- Graupeneintopf – keine Ahnung, ob der typisch für NRW ist, aber für mich ist er einfach Heimat, Kindheit, Geborgenheit, Zuhause
- Möhren durcheinander – im Rheinland sagt man „untereinander“
- Steckrübeneintopf – deftig, genau das richtige für kalte Herbst- und Wintertage
- Stielmus – im Rheinland sagt man wohl eher Rübstiel
- Currywurstsauce – die beste Currywurst kommt natürlich aus dem Pott und besteht aus einer in Scheiben geschnittenen gebratenen oder gegrillten Rostbratwurst!!
- Rosinenstuten
- Westfälische Schnippelbohnensuppe und
- Westfälisches Krüstchen – sommerlich leicht und vegetarisch im Rahmen der Deutschlandreise
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Ein Doppelback habe ich noch nie probiert. Mit Malz habe ich noch nie gebacken, wäre also die Gelegenheit mich damit ebenfalls mal einzudecken. Sieht auf jeden Fall nach einem feinen saftigen herzhaftem Brot aus! Lieben Gruß Sylvia
Es ist im Prinzip eine Variante des Paderborner Landbrots, nur dass jenes nur einmal gebacken wird.
LG Britta
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Hallo Britta,
das Brot sieht sehr lecker aus.
Bei uns in Hessen heißt das Endstück ‚Knörzje‘ . Mein Vater war aus Bayern und er hat immer Scherzerl gesagt. Lustig, das gerade dieses Wort so viele regionale Varianten hat.
Liebe Grüße
Katja
Ich glaube, fast jeder Ort in Deutschland hat ein eigenes Wort für Anfang und Ende vom Brot. 😉
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